David Bohnert aus der 11c schreibt dazu:
Roman- und Drehbuchautor Alexander Häusser betritt den Raum. Er strahlt übers ganze Gesicht, freut sich darauf, mit uns zu sprechen. Wir haben einige Fragen zu seinem Roman „Karnstedt verschwindet“ aufgeschrieben, die er beantworten wird. Für die meisten von uns ist es das erste Mal, bewusst mit einem Autor zu sprechen. Was für ein Mensch ist er wohl? Wieviel von seiner Persönlichkeit ist in das Buch eingeflossen? Die Klasse ist gespannt, es werden noch einige Fragen mehr als bloß die aufgeschriebenen fallen.
So erfahren wir zum Beispiel, dass das Außenseiter-Genie „Karnstedt“ ein Vorbild aus Herrn Häussers Leben hat. In seiner Schulzeit hatte er einen Klassenkameraden, der ihn zu dieser Figur inspirierte. Ein hochbegabter Manipulator ohne Respekt für Schwächere. Nun soll er Lehrer an einer Schule im sozialen Brennpunkt sein.
„Das heißt“, frage ich, „Sie selbst waren die Inspiration für Simon?“ „Ja“, antwortet Häusser direkt. „Manche Autoren behaupten ja, dass sie nichts von sich selbst in ihre Geschichten einbringen. Ich finde das sehr schwierig. Ich muss immer die Dinge, über die ich schreibe, zumindest teilweise erlebt haben.“ Auch die Orte in Dänemark, über die er schreibt, hat er gesehen, hat dort einige Wochen gewohnt.
Aber es ist nicht bloß Inspiration und Kreativität, die das Schriftsteller-Dasein ausmacht. Es ist auch ein Kampf um den Lebensunterhalt. Er muss sich immer wieder den Vorgaben der Verlage, den Präferenzen der Leser anpassen. Besonders beim Drehbuch-Schreiben ist das unangenehm. „Da gibt es so einen ganz schlimmen Spruch, den ich immer wieder zu hören bekomme. Da sagen die: ‚Herr Häusser, Sie müssen so schreiben, dass es auch die Kassiererin bei Aldi versteht.‘“
Leidet also die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung des Autors unter dem ständigen Druck zur Verwertung? Häusser sagt ja. Es sei schwer, im schnellen, digitalisierten 21. Jahrhundert noch ausreichende Verkaufszahlen von Büchern zu erreichen. Eine Familie zu ernähren könne man vergessen, behauptet er.
Eine harte Wahrheit, aber wir danken ihm für diesen Einblick.